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Rückblicke

NASCAR Saison 1963 – Der Goldjunge und ein herumlungernder Champion

Mit 15 Jahren hatte Fred Lorenzen seine erste Begegnung mit einem ausrangierten Stock Car. Er und ein paar Kumpel aus der Gegend von Elmhurst, Illinois, nahmen einen alten 1937er Plymouth mit auf ein abgelegenes Feld und fuhren mit ihm im Kreis herum. Ziel der jugendlichen Toberei war, herauszufinden wer sich als erster damit überschlagen würde. Lorenzen wurde diese „Ehre“ als Erstem zuteil. 1952 verließ ein „erfahrener“ Lorenzen das einsame Feld, um sich in etablierteren Bereichen umzutun — einem nahegelegenen schnurgeraden Stück Nationalstraße. Zu diesem Zeitpunkt besaß er einen 52er Oldsmobile, den er in einer Werkstatt, wo er in seiner Freizeit jobbte, zurechtgemacht hatte. Seine Angebereien und die Mundpropaganda seiner Freunde besagten klar, das er und seine „Bombe auf Rädern“ alles in der Nachbarschaft plattgefahren hätte, und nur die härtesten Hunde es noch mit ihm aufnehmen würden. Sobald er auf diese Weise einen neuen Gegner geködert hatte, wurde eine Zeit, möglichst zum Schichtwechsel der Polizei, abgemacht. Lorenzen fuhr schnell in die Werkstatt um den Wagen von, wie er es nannte „unnötigen Ballast“ zu befreien und hetzte von dort zur Nationalstraße um in jugendlicher Unbekümmertheit und rauchenden Gummi zu zeigen wer der Beste war. „Ich habe nicht sehr viele Rennen verloren,“ erzählte er später.

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ier Jahre vergingen und Lorenzen, jetzt 21, trat zum ersten Mal bei einer Grand National Veranstaltung an. Von Tom Pistone, einem erfolgreichen Fahrer aus der Chicago Gegend, hatte er einen 56er Chevrolet gekauft, und begab sich nach Langhorn, Pennsylvania, „ohne Klamotten zum Wechseln und wenig Geld.“ Er qualifizierte sich für den vorletzten Startplatz in dem 41 Wagen Feld. Wenn er wieder nach Hause kommen wollte nach dem Rennen musste er wie der Teufel fahren, denn nur bis zum 30. Platz gab es Preisgeld. Am Tag seiner Ankunft sah er John McVitty, wie er ein Neuling in NASCAR’s Oberliga, bei seiner Qualifikationsrunde zu Tode kommen. „Ich war echt fertig,“ erinnerte er sich. „Meine Box lag genau neben der von diesem Burschen, und wir hatten auf einmal sehr viel Platz. Ich habe überlegt ob ich starten sollte, aber ich hatte mich qualifiziert und brauchte Geld um wieder nach Hause zu kommen.“ 76 Runden lang hielt er sich gut im Rennen, bevor seine Benzinpumpe aufgab. Lorenzen wurde als 26. gewertet und gewann gewaltige $25 Preisgeld. Trotzdem schaffte er es zurück nach Elmhurst. Noch sechs weitere Rennen bestritt der blonde Junge in der Grand National Saison 1956 und erntete dafür weniger als $250 Preisgeld. Im Durchschnitt gewann er somit $33,57 pro Rennen. Das magere Ergebnis ließ den Traum von Ruhm und Ehre wie eine Seifenblase platzen. Lorenzen packte seine Sachen und kehrte zurück in seine Heimat — um seine Wunden zu lecken.

Fred Lorenzen 1965Zwei Jahre lang trieb er sich in der USAC Stock Car Serie herum und gewann den Late Model Titel 1958 und 1959. „Im besten Jahr,“ resümierte er, „gewann ich insgesamt $14.000, einen Pokal und eine goldene Armbanduhr.“ Es war aber nicht das was er sich erhofft hatte. 1960 zog er wieder in den Süden und wohnte in einem Blechanhänger auf dem Grundstück eines Freundes. Zugleich nahm er einen Job in der Firma von Holman-Moody in Charlotte an. Ralph Moody hatte den zielstrebigen, 1,56m großen 84 Kilo Burschen fahren gesehen, und war bereit zu helfen. Aber Lorenzen war auch ein Dickkopf. Statt sich in der Werkstatt von Holman-Moody, die Ford Wagen für viele Teams vorbereiteten, langsam nach oben zu arbeiten, wollte er gleich alles auf einmal. „Ich war zu ungeduldig,“ gestand er. „Das war eines meiner größten Probleme. Ich wollte mein Geld selbst verdienen.“ So verließ er Holman-Moody, baute sich einen eigenen Ford auf und begab sich wieder in den Grand National Zirkus.

Seinen ersten Auftritt mit dem neuen Wagen hatte er bei den Daytona Speedweeks 1960. Gewöhnt an die Short Tracks der USAC Rennen, war eine Strecke wie Daytona mit ihren riesigen Ausmaßen und erzielbaren Geschwindigkeiten etwas, „das mir Angst machte,“ erkannte Lorenzen. Die NASCAR Veteranen Fireball Roberts und Joe Weatherly nahmen sich des Rookies an, und erzählten und zeigten ihm was man in den Steilkurven und den langen Geraden tun und nicht tun durfte. Lorenzen hatte schnell gelernt wie sein dritter Platz im 100 Meilen Qualifikations-Rennen zeigte. Er untermauerte diese Leistung mit dem achten Platz im Daytona 500. Doch von nun an ging es bergab. Seine Geldmittel reichten noch für acht weitere Rennen. Bei seinen 10 Starts hatte er $9.135,94 Preisgelder eingenommen, aber mindestens das doppelte ausgegeben. Noch vor dem Ende der Saison 1960 war Fred Lorenzen raus aus dem Rennen, hungrig, mutlos und angewidert. Er verkaufte seinen Ford für $7.500 zahlte den größten Teil seiner Schulden zurück und ging auf Betteltour bei den bekannten Teams. Bud Moore lehnte ab, ebenso wie Smokey Yunick. Immer noch im Besitz von $5.500 packte er seine Sachen und kehrte nach Hause zurück — als gebrochener Mann.

Fred LorenzenWeihnachten 1960 stand vor der Tür als er von Ralph Moody angerufen wurde, der ihm anbot, einen Holman-Moody Werkswagen in der Saison 1961 zu pilotieren. „Ich war echt überrascht. Ich konnte mich nicht entsinnen einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen zu haben. Sicher haben eine Menge Leute ihn für verrückt erklärt als er mich angeheuert hat,“ sagte Lorenzen. Der Holman-Moody Ford war zu den Speedweeks noch nicht fertig, aber Lorenzen erhielt einen Wagen von Tubby Gonzales. Der Vertrag wurde erst einen Tag vor dem Daytona 500 geschlossen. Er wurde vierter im Rennen, in einem Wagen der eigentlich nicht in die Top 15 gehörte. Vielleicht waren John Holman und Ralph Moody doch nicht so verrückt wie viele dachten.

Lorenzen’s erster Auftritt in einem Holman-Moody Ford war am 26. März 1961 beim Atlanta 500. Der 3. der Startaufstellung übernahm in der 34. Runde die Führung von Marvin Panch. Bis zur 106. Runde konnte er die Führung behaupten bevor ihn ein geplatzter Reifen ihn in die Mauer schickte. Das Rennen war gelaufen, aber er hatte seine Marke auf dem Superspeedway hinterlassen. Bei seinem nächsten Start, am 9. April gewann er das Rennen, das als Virginia 500 im Kalender stand. RegenSpeed Lovers 1963 unterbrach die Veranstaltung nach 149 Runden, doch anstatt das Rennen in der folgenden Woche fortzusetzen, zahlte NASCAR dem Feld das Preisgeld entsprechend einem 100 Meilen Rennen. Lorenzen hatte seinen ersten Sieg. Es war der 6. März 1961 als Lorenzen’s Stern endgültig zu strahlen begann. In einem unvergesslichen, mitreißenden Duell mit Curtis Turner beim Rebel 300 in Darlington, fuhr Lorenzen den Altmeister in Grund und Boden. Turner hatte die Führung in der 199. von 219 Runden von Joe Weatherly übernommen und die 32.000 Zuschauer waren sich sicher das er, hier auf dem 1,375 Meilen Oval, seinem dritten Sieg entgegenfuhr. Doch der Rückstand von Lorenzen veringerte sich Runde für Runde und bald hatte er das Heck des roten Wood Brothers Ford erreicht. Darlington war in diesen Tagen eine Strecke mit nur einer Ideallinie, und keiner wusste das besser als Curtis Turner. Alle Versuche von Lorenzen auf der Außenlinie zu überholen scheiterten und so täuschte er außen an, um dann schlagartig nach innen zu ziehen. Für diese Linie war er entschieden zu schnell und Lorenzen konnte den Wagen nicht halten. Opfer war Curtis Turner, der sich unversehens in den Leitplanken wiederfand und dem blonden Burschen den Sieg überlassen musste. „Das war mein größter Sieg,“ sagte Lorenzen Jahre später. „15 Runden lang hat er mich geblockt, aber zwei Runden vor dem Ende hab ich ihn gekriegt. Ralph Moody hat mir die ganze Woche zuvor erklärt, das ich nur auf der Innenseite an Turner vorbeikommen kann. Wie konnte er wissen, das ich am Ende gegen Turner fahren würde? Ralph war ein Genie, er wusste Dinge, lange bevor sie passierten.“