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Rückblicke

NASCAR Saison 1967 – Zank, Streit und Richard wird der „King“

Für NASCAR waren die Jahre 1965 und 1966 getrübt von Boykotts der Hersteller und kostspieligen Pausen für einige der größten Fahrer der Zeit. Der Chrysler Boykott von 1965 bedeutete Zwangspause für Richard Petty, David Pearson, Bobby Isaac, Paul Goldsmith und andere, und brachte den Stock Car Sport von NASCAR an den Rand des Zusammenbruchs. Der Ford Rückzug von 1966 zwang Fred Lorenzen, Dick Hutcherson, Marvin Panch und Ned Jarrett eine Zeitlang an den Streckenrand, ohne vergleichbare Wirkungen wie im Jahr zuvor bei Chrysler zu erzielen. Am Ende aber schienen alle zufrieden zu sein und die Saison 1967 konnte ohne das Gespenst eines erneuten Boykotts beginnen. In Daytona zeigten sich die Teams Ford und Chrysler voll aufmunitioniert, obwohl das Chrysler Werk zu Jahresbeginn ein langsames Zurückfahren der Werksunterstützung angekündigt hatte. 94.250 Zuschauer sahen alle Top Stars am Start zum Daytona 500, und konnten hoffen, das die Meisterschaft diesmal ohne Probleme über die Bühne gehen würde.

Mario Andretti hieß der überraschende Sieger der 500 Meilen. In seinem Holman-Moody Ford verwies der USAC Indy Car Star seinen Markenkollegen Fred Lorenzen auf den zweiten Platz und sichertesich ein Preisgeld von $48.900. Andretti’s Meisterstück schenkte Ford schon den zweiten Sieg in einem 500 Meilen der noch jungen Saison. Parnelli Jones, auch ein Indy Car Fahrer, hatte im Monat zuvor schon das Motor Trend 500 in Riverside für das Ford Team von Bill Stroppe gewonnen. Doch in fünf der ersten sieben Rennen der Saison 1967 fuhren Plymouth und Dodge Wagen als Sieger über die Ziellinie. Ford siegte nur zweimal, aber es waren eben die großen Events wie das Rennen in Riverside und das Daytona 500. Chrysler, eigentlich als unschlagbar auf den Superspeedways eingestuft, fuhren genau hier den schnelleren Ford hinterher. Einige der Chrysler Oberen besannen sich des alten Sprichworts: „Wenn wir nicht gewinnen, liegt es daran, das die anderen betrügen.“ Noch vor dem Atlanta 500 am 2. April schien der alte Familienzwist wieder auszubrechen.

A
us dem Hauptquartier in Detroit sandte Chrysler eine Pressemitteilung, in der sie sich beunruhigt über den Ablauf der Inspektionen durch NASCAR vor den bisherigen Rennen zeigte. Man war der Meinung, das eine große Zahl von Bauteilen in den Ford Werkswagen, nicht die Mindestproduktion von 500 Stück erreichten, die vor dem Einsatz in Grand National Rennen notwendig war. Dazu vertrat man die Meinung, das der Einsatz der jetzt vorgeschriebenen Schablonen nicht mit der notwendigen Genauigkeit durchgesetzt werde. „Wir werden beim Atlanta 500 nicht antreten, wenn NASCAR nicht die Durchsetzung der eigenen Regeln gerade bezüglich der Motortechnik in den Griff bekommt,“ sagte Chrysler Produktionschef Bob Rodger, sechs Tage vor dem Rennen in Atlanta. Auslöser der Drohung war der Einsatz neuer Ansaugstutzen und Zylinderköpfe bei den Ford Teams. Rodger behauptete, das die neuen Ford Teile nicht in der geforderten Mindestauflage von 500 Stück existierten, und zudem nicht beim Händler zu kaufen waren. Lin Kuchler, Vorstandsmitglied von NASCAR meinte dagegen, das neue Ansaugsystem und der Zylinderkopf seien normale Weiterentwicklungen der Teile, die bisher verwendet wurden, und außerdem normal verkäuflich, wie es die Regeln verlangten. „Der 427 c.i. Motor wird von Ford seit zwei Jahren im Rennsport eingesetzt,“ ergänzte Kuchler. „Seither entspricht dieser Motor den Regeln, ebenso die weiterentwickelten Bauteile.“

Chrysler’s Werksteams von Ray Nichels, Cotton Owens und Nord Krauskopf gaben ihre Meldungen für das Atlanta 500 unter der Bedingung ab, das NASCAR die neuen Ford Teile für illegal erklärt. Kuchler schickte ein Telex an die drei, das NASCAR keine Anmeldungen unter Vorbehalt akzeptierte. „Ich schrieb ihnen, das sie zum Rennen antreten können, und wir für die Einhaltung der Regeln sorgen. Ich schrieb ihnen ebenfalls, das wir der Meinung sind, das die neuen Ford Teileden Regeln entsprechen. Wenn sie nicht mitfahren wollen, müssen sie zu Hause bleiben.“ Chrysler erhielt für ihre Strategie kaum Unterstützung von den eigenen Teams. „Mir wurde gesagt, das man es zu schätzen wisse, wenn wir eine Absage des Atlanta 500 erwägen würden,“ erzählte Bill Ellis, Crew Chief vom Friedkin Enterprises Plymouth Team. „Aber wir werden nicht zuschauen, wir fahren mit.“ Richard Petty, der praktisch die ganze Saison 1965 pausiert hatte, war am wenigsten geneigt den Wünschen von Chrysler zu folgen. „Wir fahren für unseren Lebensunterhalt,“ schnaubte er. „In Atlanta findet ein Rennen statt. Wir werden dort sein und mit zwei Wagen antreten. Und wenn es uns gefällt, auch mit drei Autos.“

Als die Grand National Teams auf dem Atlanta International Raceway eintrafen, verteilte Chrysler’s Rodger eine neue Erklärung. „Die Fahrer der Dodge und Plymouth Wagen haben beschlossen, in Atlanta ohne Protest anzutreten,“ war zu lesen. „Die Entscheidung wurde getroffen, weil NASCAR verlautbaren ließ, sie würden ihre Position, hinsichtlich der Einhaltung der eigenen Regeln, noch mal überdenken.“ Kein Wort davon, das es der Widerstand der eigenen Teams gegen das Mutterhaus war, der den Sinneswandel ausgelöst hatte. NASCAR Präsident Bill France war mit Inhalt der Chrysler natürlich nicht einverstanden. „Wir sind einverstanden über Regeln zu sprechen,“ sagte er, „aber unsere Entscheidungen zu den Ford Motoren haben wir nicht neu zu betrachten. Er ist genauso legal wie der Chrysler Motor. Das war und ist unsere Sicht der Dinge. Chrysler mag es anders sehen.“

Ford gewann ein weiteres großes Rennen, mit dem Atlanta 500. Ihre Wagen führten 317 von 334 Runden das Feld an, und der erste Chrysler hatte mit Buddy Bakers Dodge als Dritter bereits zwei Runden Rückstand. Ford dominierte die Superspeedways, war aber bei den Short Track Rennen, die mit 100 und 150 Meilen, Hauptbestandteile des Grand National Kalenders waren, nicht mit Werksteams am Start. In den 17 Rennen zwischen dem Atlanta 500 und dem Firecracker 400 in Daytona am 4. Juli, stand Richard Petty 10 mal auf dem Siegerpodest. 14 der 17 Rennen wurden von Plymouth gewonnen.Junior Johnson, dessen Ford, mit Darel Dieringer am Steuer, das 250 Meilen Rennen in North Wilkisboro gewonnen hatte, bekniete die Ford Motor Co., ihn und die anderen Werksteams auch bei den 100 Meilen Rennen antreten zu lassen. „Du lernst jedes mal wenn du ein Rennen gefahren bist,“ argumentierte Johnson. „Egal ob es 500 Meilen auf einem Superspeedway oder zwei Runden auf einem Dirt Track fährst, immer nimmst du etwas mit. Ich kenne all die Argumente von Ford, nicht bei allen Rennen anzutreten, aber ich kann ihnen nicht zustimmen. Bei allen großen Rennen, wo wir gegen Petty antreten, kämpfen wir auch mit seinem Vorsprung an Erfahrung, den er sich bei all den kleinen Rennen aneignet, bei denen wir nicht dabei sind. Wenn wir das O.K. von Ford kriegen, würden wir seine Siegesserie auch unterbrechen.“