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Rückblicke

NASCAR Saison 1962 – Ford holt die Hersteller zurück auf die Strecke

Bill France gab zu diesem Thema eine eigene Erklärung ab, die eventuellen Gedanken der Hersteller, jetzt Sondermodelle mit irgendwelchen speziellen Motoren auf den Markt zu bringen, einen Riegel vorschob. Der Hubraum wurde auf 428 cubic inches (7 Liter) festgelegt, obwohl Ford Serienmodelle mit 483 cubic inches im Angebot hatte. „Die neuen Regeln sind schon vor der Trennung von Ford und AMA diskutiert worden,“ sagte France. „Ford und die anderen Hersteller aus Detroit waren sehr kooperativ und hilfsbereit ein realistisches Limit für die Größe der Motoren festzulegen.“

Fred Lorenzen FordEin 19 Jahre junger Wagenbesitzer aus Asheville, North Carolina, betrat 1962, bezeichnenderweise im Ford Lager, die Grand National Szene. Nebenbei war dieser Besitzer auch noch eine Frau. Mamie Reynolds, Tochter von US Senator Robert R. Reynolds, kaufte 1962 einen neuen Ford, den sie für das Southern 500 in Darlington meldete. Darel Dieringer war als Fahrer vorgesehen. Er hatte sich für den 15. Startplatz qualifiziert, wurde aber in einen Massenunfall in der 184. Runde verwickelt. Der neue Wagen war nicht nur schwer beschädigt, sondern brannte auch noch vollständig aus. Unerschrocken orderte Fräulein Reynolds einen neuen Ford bei Holman-Moody, den sie mit Fred Lorenzen am Steuer innerhalb weniger Tage zweimal an den Start, und mit einem 20. und 3. Platz, in Hickory und Richmond, ins Ziel brachte. Bei ihrem nächsten Auftritt in Augusta, Georgia, zog ihr Fahrer Fred Lorenzen 19 Runden vor Schluss an dem bis dahin Führenden, Ned Jarrett, vorbei und gewann das 100 Meilen Rennen. Mamie Reynolds erreichte den exklusiven Rang eines siegreichen Wagenbesitzers mit nur vier Starts, auch wenn das Fahrzeug technisch gesehen ein Holman-Moody Wagen war.

Im Zuge der wöchentlichen Dirt Track Serie machte eine attraktive Brünette, Wanda Tallent aus Hickory, North Carolina, von sich reden. Ihre Aktivitäten waren jedoch auf die sogenannten „Puderquasten“ Rennen, spezielle Veranstaltungen nur für Frauen, beschränkt. Tallent gewann 18 von 20 Rennen in ihren fünf aktiven Jahren als Fahrerin. Trotz dieses beneidenswerten Rekords war sie nicht der Meinung viel erreicht zu haben. „Also ehrlich, ich fahre auf den Highways schneller als bei diesen Puderquasten Rennen,“ sagte sie mal. „Die anderen Frauen fahren nicht sehr schnell und nutzen auch nicht ihre Chancen. Am Ende habe ich sie immer alle überrundet.“ Hickory Speedway Besitzer, Grafton Burgess, entschloss sich einem dieser Puderquasten Derbys mal eine spezielle Würze zu geben. Bennett Clontz, ein erfolgreicher Sportsman Fahrer auf diesem Kurs, wurde verkleidet unter die ahnungslosen Fahrerinnen geschmuggelt. Der Plan war, ihn in der Victory Lane zu enttarnen und zu disqualifizieren. „Man hat es mir verraten, aber ich wollte es gar nicht wissen,“ erzählte Wanda. „Sie haben den Burschen an das Ende des Feldes gesetzt, und ich ging mit ihm zu seinem Wagen, ohne zu wissen wer genau er war. Er hat auch kein einziges Wort von sich gegeben. Am Ende war das härteste Rennen das ich jemals gefahren bin,“ fuhr sie fort. „Ich habe mich nur darauf konzentriert das er mich nicht einholt. Und er hat es auch nicht.“ So lief alles ab, wie die Planer es sich vorgestellt hatten, bis auf ein Detail. Die Enttarnungs-Show in der Victory Lane fiel aus, Bennett Clontz wurde nur zweiter hinter Wanda Tallent. Eigentlich hatte sie genügend Talent um in NASCAR’s Elite Division mitzumischen. Sie hatte die Puderquasten Klasse beherrscht und fühlte sich bereit zum nächsten Schritt, der Sportsman Division. „Ein Teambesitzer bot mir einen Wagen und die Übernahme aller Kosten an,“ sagte Tallent. „Ich habe keine Angst gegen Männer anzutreten, auch wenn diese Jungs auf dem Hickory Speedway ohne Rücksicht auf sich selbst oder andere fahren.“ Aber Wanda Tallent war kurzsichtig, und die mangelnde Sehkraft war sicher einer der Hauptgründe dafür, das sie in der großen Liga nicht landen konnte. „Ich kann leider nicht ohne Brille fahren,“ erzählte sie. „Das macht gegen die anderen Frauen nicht aus. Ich glaube die meisten fahren im Rennen ohnehin nur mit geschlossenen Augen.“

© 1988 Gregory Lawrence Fielden
FORTY YEARS OF STOCK CAR RACING
Deutsche Fassung © 2004 Reiner Melching