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Historische Rennstrecken

Lost Tracks – Islip Speedway

Der Martinsville Speedway ist die aktuell kürzeste Strecke im NASCAR-Kalender. Doch es gab einen Kurs, der noch nicht einmal halb so lang war.

Modified-Pilot Bobby Holmberg auf dem Islip Speedway.Modified-Pilot Bobby Holmberg auf dem Islip Speedway.

Der Martinsville Speedway ist die aktuell kürzeste Strecke im NASCAR-Kalender. Doch es gab einen Kurs, der noch nicht einmal halb so lang war.

Der Islip Speedway auf Long Island im Staat New York wurde bereits 1947 eröffnet. Auf dem Gelände der Rennstrecke existierte zuvor ein Flugplatz. Bekannt wurde das nur 0,2 Meilen (320 Meter) lange Oval weniger durch Stock-Car-Rennen, sondern als Austragungsort von sogenannten «Demolition Derbys» ab 1958 und «Figure-8» Rennen ab dem Jahr 1962.

Die Demolition Derbys, eine damals patentierte Idee von Larry Mendelson, der am Islip Speedway beschäftigt war, fanden großes Zuschauerinteresse. Sie wurden vom Fernsehsender ABC Television nicht nur landesweit in den USA, sondern sogar weltweit im Fernsehen übertragen.

Der Speedway wurde 1962 mit einer Figure 8-Strecke im Infield erweitert und auch diese Rennen wurden von ABC übertragen. Eine «Demolition Derby World Championship» wurde ausgetragen, obwohl damals die «Demolition Derbys» wohl eher eine rein nationale Angelegenheit waren.

Die NASCAR Grand National und Winston Cup Serie veranstaltete zwischen 1964 bis 1971 insgesamt nur 6 Rennen auf dem kleinen Oval. Die jeweiligen Rennsieger waren Billy Wade (1964), Marvin Panch (1965), Bobby Allison (1966 und 1968) und Richard Petty (1967 und 1971). Wegen der sehr kurzen Strecke konnten nicht wie sonst üblich über 40 Rennwagen starten sondern nur zwischen 22 und 33 Fahrzeuge. Auch die Durchschnittsgeschwindigkeiten pro Runde waren dadurch sehr langsam und lagen bei etwa 45 Meilen.

Figure-8-Champion 1968: Richard SimmonsFigure-8-Champion 1970: Lester Slone

Billy Wade war der Rookie der NASCAR Saison 1963 und fuhr 4 Rennsiege in der NASCAR Grand National Serie ein, alle innerhalb von 9 Tagen zwischen dem 10. Juli bis zum 19. Juli 1964. Bei Testfahrten für neue Reifen verunglückte Wade 1965 in Daytona tödlich.

Den Titel «The King» erhielt Richard Petty nach der Saison 1967, da er von 49 Rennen in diesem Jahr 27 Rennen gewinnen konnte u.a auch das Rennen am 15. Juli 1967 auf dem Islip Speedway. Alle Siege brachten ihm dabei eine bis heute unerreichte Gewinnquote von 55%. Beim letzten Rennen der NASCAR Grand National Serie am 15. Juli 1971 auf dem Islip Speedway fuhr Richard Petty nicht nur auf die Pole Position, sondern führte vom ersten bis zum letzten Umlauf alle 230 Runden das Rennen an.

Rennergebnisse des Grand NationaI Rennens „Islip 250“ vom 15. Juli 1971:

  1. Richard Petty
  2. Friday Hassler
  3. Elmo Langley
  4. Bobby Allison
  5. G.C. Spencer
  6. James Hylton
  7. Neil Castles
  8. Cecil Gordon
  9. Jabe Thomas
  10. Walter Ballard
  11. D.K. Ulrich
  12. Henley Gray
  13. Bill Holar
  14. Larry Baumel
  15. J.D. McDuffie
  16. Jerry Churchill
  17. Bill Seifert
  18. Ed Negre
  19. Bobby Mausgrover
  20. Bill Champion
  21. John Sears
  22. Pete Hamilton
  23. Ken Meisenhelder
  24. Bill Shirey
  25. Bennis Listman
  26. Dick May
  27. George Wiltshire
  28. Charlie Roberts
  29. James Cox
  30. Richard Childress
  31. Frog Fagan
  32. Frank Warren

Nach neuen Reglements des Hauptsponsors RJ Reynolds Tobacco im NASCAR Winston Cup ab 1973 wurden keine Rennen mehr auf Rennstrecken unter 250 Meilen Renndistanz ausgetragen. Der Islip Speedway war die kürzeste Rennstrecke überhaupt, auf der die großen Full-Size Stock Cars der NASCAR fuhren. Den Streckenrekord hielt Tom Pistone auf einem 64er Ford Galaxie. Er fuhr beim Rennen am 16. Juli 1966 mit 55,919 Meilen pro Stunde auf die Pole Position.

Stock-Car-Fans, die aus den TV-Übertragungen z. B. das kurze Oval von Martinsville und die Rennaction mit kurzen Sprints auf den kleinen Geraden und den engen Kurven kennen, werden sich ein «Rennen» mit 30 Fahrzeugen auf einem 320 Meter langen Oval vorstellen können. Immerhin ist der Martinsville Speedway mit 840 Metern mehr als doppelt so lang wie es der kleine Islip Speedway war und dort gab es so gut wie keine Kurvenüberhöhung.

1984 wurde die Rennstrecke geschlossen und auf dem Gelände entstanden ein Einkaufszentrum und eine Backwarenfabrik.

Story Copyrights by Thomas F. Lutz 2012. Photos under public domain.