Offensichtlich hatten auch die Automobilhersteller erkannt, das die Grand National Serie eine gut funktionierende Testplattform für ihre Produktion war. Dazu war es auch noch eine exzellente Werbung. Chevrolet und Ford begannen einige ausgewählte Teams mit großen Geldsummen zu unterstützen. Ein paar Verantwortliche in Detroit und Dearborn erkannten, das die Konkurrenzfähigkeit eines Modells, und die Verkaufszahlen der entsprechenden Händler irgendwie parallel verliefen. Sie merkten, das die Marke mit den meisten Siegen auch die meisten Chevrolet 1955 Wagen verkauften. Chevrolet ließ es nicht bei direkter Hilfe an ihre Teams bewenden, sondern startete gleichzeitig eine landesweite Kampagne mit 16.000 Reklametafeln an den Straßen, auf denen direkt mit dem Namen NASCAR geworben wurde. Dazu kamen Anzeigen in 7.500 verschiedenen Tageszeitungen in denen sogar die Leistungsfähigkeit der Marke im NASCAR Sport herausgestellt wurde. Soweit war es eigentlich noch gar nicht, aber allein schon der Name NASCAR schien den Menschen Qualitätsmerkmal genug. Chevrolet gewann nur zwei Rennen in der Saison 1955, aber mit dem Southern 500 in Darlington zugleich das längste und schwerste. Der Siegerwagen von Herb Thomas wurde als Showcar auf den verschiedenen Vergnügungsparks der USA ausgestellt.
Die Hersteller spülten nicht nur ordentlich Geld in den NASCAR Sport, sondern schienen andererseits damit auch gut zu verdienen. Das rief Carl Kiekhaefer auf den Plan, der die Meinung vertrat, das sich seine Mercury Außenbordmotoren ebenfalls besser verkaufen würden, wenn ein Stock Car mit diesem Namen auf der Karosserie als Sieger ins Ziel kommt. Der Gründer, und Chef der Firma Mercury Marine, setzte auf Chrysler Fahrzeuge. Kiekhaefers Wagen siegten, sehr zur Freude von Chrysler, in fast allen Rennen bei denen sie an den Start gingen. Der Verkäufe des neuen Chrysler 300 stiegen, ohne das die Firma einen Cent investieren musste. Der Einstieg des dollarschweren Carl Kiekhaefer kam so überstürzt, das er noch nicht einmal einen Fahrer hatte, als er einen sauber aufgebauten Wagen zu den Daytona Speedweeks transportierte. Seine erste Wahl fiel auf Hershel McGriff, der eine gute Saison 1954 gefahren war. Doch dieser war in die Holzindustrie seiner Heimat Oregon zurückgekehrt, und ließ sich auch durch drängende Anrufe von Bill France nicht überreden. Kiekhaefer wendete sich an Tim Flock, der NASCAR im Groll verlassen hatte, und landete einen Hauptgewinn. Flock siegte in 18 Rennen, holte 18 Pole Positionen, den Grand National Titel und kassierte 37.780 Dollar Siegprämien. Kiekhaefers Wagen traten in 40 Rennen an und fuhren 22 mal als Sieger durchs Ziel. Viermal gab es einen Doppelsieg und in 11 Rennen führte Tim Flock das Feld von der ersten bis zur letzten Runde an. Die beiden schienen unschlagbar. Nur beim wichtigsten Rennen der Saison, dem Southern 500, kam er nicht über einen dritten Platz hinaus. Für den zweiten Auftritt des Grand National auf einem Superspeedway, dem mit 1,5 Meilen längsten Kurs, Memphis-Arkansas Speedway, überließ Kiekhaefer nichts mehr dem Zufall. Er wollte sicherstellen, das der Name Mercury Marine auf dem Siegerwagen stand, ob er ihm nun gehörte oder nicht. Seine Werkstruppe bestand aus vier weißlackierten Chrysler, die mit der Familie Flock, Tim, Fonty und Bob, sowie dem AAA Indy-Star Norm Nelson besetzt waren. Dazu waren die Ford Wagen von Speedy Thompson und Buck Baker, sowie der Buick von Banks Simpson mit dem Firmenlogo von Mr. Kiekhaefer am Start. Thompson gewann, Tim und Bob Flock belegten die Plätze vier und fünf, gefolgt von Buck Baker auf dem 6. Platz. Der private Buick von Simpson, als letzter des Feldes am Start, kam als 16. ins Ziel, und war dank Mr. K. um etliche Dollar reicher geworden. Mit einem defekten Motor und Platz 18, lieferte Gastfahrer Norm Nelson das Streichresultat für die Kiekhaefer Mannschaft, – in einem Feld von 41 Fahrzeugen.
Obwohl Tim Flock die Grand National Saison dominierte, dauerte es bis zum 33. Rennen, bevor er auch die Tabellenführung übernehmen konnte. Lee Petty, ebenfalls auf einem Chrysler unterwegs, hatte diese, durch konstant gute Ergebnisse, seit dem ersten Rennen verteidigt. Chrysler hatte doppelt Glück, das Kiekhaefer wie auch Petty Engineering auf das Modell 300 gesetzt hatten. Die Firma schaltete doppelseitige Anzeigen in diversen Zeitschriften, auf denen die Familie Petty, also Vater Lee, seine Frau, sowie die Söhne Richard und Maurice, stolz neben dem Chrysler 300 Serienmodell posierten. Im Juli 1955 war Lee Petty der erste NASCAR Fahrer, für den ein Fan Club entstand. Gründer war Morris Metcalfe, der später Scoring Director von NASCAR wurde. Gebührenfrei konnte jeder Mitglied werden, der einen Chrysler besaß und sich für NASCAR und Lee Petty interessierte.
NASCAR war zwar nun der größte Rennsportverband der USA, aber an den heimatlosen AAA Serien, insbesondere der lukrativen Indy Serie, wollte sich Bill France nicht überheben. Angesichts der Gefahr einer leeren Strecke, und ebenso leerer Kassen, verwunderte es niemanden, das der Besitzer des Indianapolis Speedway selbst, Tony Hulman, im September die USAC Organisation aus der Taufe hob, um den Open Wheelern eine neue Heimat zu bieten. Bill France konnte zufrieden sein, alle seine Rennserien hatten überlebt, und er konnte die Rolle des Juniorpartners jetzt der kleineren USAC zuweisen. Dieser Verband überlebte die folgenden 23 Jahre erfolgreich und wurde erst 1979 von der CART, Championship Auto Racing Teams Inc., abgelöst. Das Jahr 1955 war wohl das schwierigste der internationalen Rennszene, aber trotz der Drohung eines vollständigen Verbots jedweder Rennaktivität, waren NASCAR und Bill France am Ende des Jahres stärker als je zuvor.