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Geschichte

Die 60er Jahre

Surfin‘ USA Wir schreiben den 22. Februar 1959. Bill France hat sich seinen Traum erfüllt. Die Grand National Meisterschaft kommt auf einer Strecke zusammen, die länger, breiter und schneller ist, als alles was die Nascar Fahrer bisher kennengelernt haben. Auf einem sumpfigen, mückenverseuchten Gelände ist ein D-förmiges Oval, mit zweieinhalb Meilen Länge entstanden. Die Erde für die Kurvenüberhöhung wird im Innenfeld ausgehoben, das entstandene Loch mit Wasser aufgefüllt und bildet so den bekannten Lake Lloyd. Von jedem Platz auf den Tribünen können die Zuschauer die Strecke komplett überblicken, und was sie beim ersten Rennen dort sehen ist bleibt unvergesslich. 59 Wagen treten zu einem Rennen an, das bei seiner ersten Ausrichtung ohne eine Gelbphase über die Bühne geht. Nach 500 Meilen also 200 Runden überqueren Lee Pettys Oldsmobile und Johnny Beauchamps Ford Seite an Seite die Ziellinie. Die Offiziellen erklären Johnny Beauchamp zum Sieger, doch Lee Petty legt Protest ein, und Nascar bittet über die Presse alle, die ein Foto oder Film vom Zieleinlauf haben, sich zu melden. Zwei Tage später, nach Sichtung aller Dokumente, wird Lee Petty zum Sieger des ersten Daytona 500 erklärt.
Die Automobilhersteller hatten sich über ihre Zentralorganisation die AMA (Automobile Manufactors Association) 1957 selbst isoliert, indem sie jedwede Unterstützung für Rennen mit Serienwagen aufkündigten. Doch der Automarkt hatte nach dem Krieg einen Sättigungsgrad erreicht, der es den Firmen schwer machte die gewohnten Steigerungsraten beim Verkauf zu halten. Kleinere Hersteller verschwanden vom Markt, entweder geschluckt von einem der großen Drei (General Motors, Ford, Chrysler) oder verschwunden in einer Fusion mit einem gleichgroßen Konkurrenten wie bei Nash und Hudson. Fireball Roberts Pontiac Catalina 1962 Die jährlichen Karrosserieänderungen kosteten viel Geld, ohne das entscheidend mehr Käufer damit gewonnen werden konnten. Ende 1961 begann Pontiac Sonderteile für die „Polizeiwagen“ zu vertreiben, die aber nicht alle für die Verbrecherjagd genutzt wurden. In den Händen von Leuten wie, Bud Moore, Smokey Yunick, Ray Fox, Banjo Matthews und Cotton Owens machten sie Pontiac zum überlegenen Wagen der Saison 1962-63. Der Druck von politischer Seite hatte ohnehin nachgelassen, als Präsident John F. Kennedy, den Ford Chef Robert S. McNamara zu seinem Verteidigungsminister machte. Am 11. Juni 1962 erklärte Henry Ford II, in diesem Jahr Vorsitzender Fred Lorenzen Ford Galaxie 1963 der AMA, die Selbstverpflichtung der Automobilhersteller von 1957 für nichtig. Schnell gingen die Hersteller daran, ihre während der Isolation gepflegten Kontakte mit „privaten“ Nascar Rennställen auszubauen, und mit neuesten Material, insbesondere Motortechnik, zu versorgen. Jetzt konnte wieder das, was am Sonntag gewinnt, am Montag gut verkauft werden. Doch was die Motorentechniker in den Firmen, manchmal nur gerüchteweise, so zusammenkochten, erschien selbst Bill France etwas zu scharf gewürzt, und flugs verkündetet er 1962 eine Hubraumbegrenzung auf 428 cubic inch (7 Liter).
426 Hemi – Good Vibrations Die Saison 1963 wurde von Chrysler, Ford und Pontiac bestimmt, und bei General Motors musste man feststellten, das der eigene 427er Motor nicht die Standfestigkeit hatte, ein Rennen durchzustehen. Chrysler hatte seine Stärken mehr auf den Short Tracks, während auf den Superspeedways die Motorleistung nicht ganz reichte. So besann man sich bei Chrysler auf eine schon etwas ältere Chrysler 426 Hemi Konstruktion, und holte den Hemi-Motor von 1951 aus der Versenkung. Gerüchte sagten diesem Motor wahre Wunderdinge nach, die meisten eher völlig überzogen. Mit der ursprünglichen Layout hatte der neue 426 cubic inch Motor nur noch die Lage der Zündkerzen gemeinsam, und war jetzt ein reinrassiges Renntriebwerk. Im ersten Rennen 1964 erreichte Ford in Riverside einen spektakulären 1-2-3-4-5 Zieleinlauf, sodass alles nach einer weiteren überlegenen Saison aussah. Doch schnell wurde diese Hoffnung zerstört, als im zweiten Rennen in Daytona, die Chrysler Teams ihre Wagen mit dem neuen Hemi-Motor auf die Strecke brachten. Richard Petty qualifizierte sich mit einer Geschwindigkeit von 174,91 Meilen, verglichen mit den 154,785 Meilen Vorjahres, lagen dazwischen Welten. In der Startaufstellung lag mit A. J. Foyt der erste Ford Fahrer auf Platz 8 hinter den Chrysler Fahrzeugen, im Ziel kam nach den ersten drei Chrysler, Marvin Panch auf Ford als Vierter ins Ziel.
In der Saison 1964 verlor Nascar drei Fahrer, Joe Weatherly, Fireball Roberts und Jim Pardue. Fred Lorenzen Ford Fairlane 1965 Die Reifenentwicklung konnte den steigenden Geschwindigkeiten der Nascar Wagen nicht mehr folgen, und es wurde überlegt, wie man die Geschwindigkeit drosseln, und die Wagen sicherer machen konnte. Für eine Weile spielte man mit der Idee, einer 396 cubic inch (6,5 Liter) Hubraumbegrenzung. Dies führte zu heftigen Protesten von Ford und Chrysler, die vermuteten, das diese Änderung nur General Motors helfen sollte. Nascar ließ die Idee schnell fallen, als LeeRoy Yarbrough Dodge Charger 1966 bekannt wurde, das der Rivale USAC ein Hubraumlimit von 427 cubic inch einführen wollte, und so viele Top Teams in seine Serie gelockt hätte. Ende 1964 verkündete Nascar dann die neuen Motorregeln für die kommende Saison: Hubraum 427 cubic inch, obenliegende Nockenwellen und spezielle Brennraumformen waren verboten. Damit war Chryslers Hemi Motor ausgeschlossen, und die Firma zog sich aus dem Nascar Sport zurück. Verbunden damit war auch, Richard Petty Plymouth Fury 1967 das die Chrysler Teams, wie Petty Enterprises, beim Nascar Konkurrenten UASC an den Start gingen. Bill France, Niederlagen nicht gewohnt, erlaubte schon Mitte der Saison 1965, eine modifizierte Ausführung der Hemi Konstruktion, und Chrysler kehrte 1966 offiziell in den Nascar Sport zurück.
Pearson & Petty – Do It Again David Pearson drückt es kurz und bündig aus: „David Gene Pearson entweder der Beste David Pearson und Richard Petty oder Zweitbeste Stock Car Fahrer der Welt. Es ist entweder er, oder Richard Petty.“Richard Petty sagt es etwas ausführlicher:“Journalisten fragen immer wieder, wer der beste Fahrer war, gegen den ich fahren musste. Ich sage ihnen, David Pearson. David und ich haben mehr erste und zweite Plätze erreicht als irgendwer sonst, und wir sind zusammen auf Dirt Tracks, Superspeedways, Road Courses, großen und kleinen Strecken gefahren. Es machte keinen Unterschied, du musstest zuerst einmal ihn besiegen.“

NASCAR war in 60er und 70er Jahren geprägt von einem verbissenen Kampf, der nicht nur auf der Strecke, sondern besonders in der Presse, auf den Tribünen, den Schulhöfen und Zuhause ausgetragen wurde.

Wer ist der Beste, „The King“ oder „The Silver Fox“ ?

Kommt her, entscheidet euch, und sagt mir warum. Wer ist für Richard Petty, und wer für David Pearson. Richard Petty Es ging zwar um die Frage wer der Beste ist, aber alle argumentierten nur mit dem letzten, dem laufenden, oder dem kommenden Rennen. Glaubt mir, es war damals eine schwere Entscheidung. In zwei Jahrzehnten kamen die beiden 63 mal zusammen auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel. In diesem klassischen Duell hatte David Pearson 33 mal die Nase vorn, 30 mal war es Richard Petty. Ihr sagt Petty ist 7 mal Champion geworden und Pearson nur dreimal. Stimmt, aber David Pearson ist auch nur 4 mal auf Gesamtsieg gefahren, Richard Petty aber 32 mal. Ihr sagt, Richard Petty schaffte 200 Siege, und David Pearson nur 105. Auch richtig, aber Petty hat in 35 Jahren an 1177 Rennen teilgenommen, und 200, also 17% davon gewonnen, während Pearson in 26 Jahren 574 mal an den Start ging, und 105 mal, also 18% davon als Sieger ins Ziel kam. David Pearson Man kann die Diskussion noch mit der Aufzählung von Pole Positionen weitertreiben, es gibt immer wieder ein Rechenbeispiel, das genau das Gegenteil beweist. Doch statt fruchtlos Zahlen zu zitieren, beschreibt ein Blick auf das Daytona 500 vom 15. Februar 1976 viel besser, was die beiden für NASCAR bedeutet haben. Die letzten 27 Runden dieses Rennens sind vermutlich das aufregendste und spannendste Finish, das die Zuschauer an der Strecke, und alle die die erste Liveübertragung im Fernsehen verfolgt haben, je zu sehen bekamen. Pearson übernimmt in Runde 177 die Führung, mit Petty am Heck, in seinem Wood Brothers Purolator Mercury. Beide haben einen beruhigenden Vorsprung von fast 2 Runden auf den Rest des Feldes. Über zehn Runden bleibt Petty unbarmherzig an Pearson Stoßstange, um zuletzt einen kleinen Schlenker Pearsons ausnutzend, die Führung zu übernehmen. Nun ist es Pearson, der Pettys STP Dodge im Zentimeterabstand verfolgt. Die Schreie der Zuschauer von den Tribünen, übertönen den Motorenlärm: „komm David!“ und „los Richard!“. Pearson und Petty in Daytona 1976 Die weiße Flagge wird geschwenkt, und Petty hält in Kurve 1 und 2, sowie der Gegengerade, seine knappe Führung. In den letzten beiden Kurven besetzt Pearson die Außenlinie, und schiebt sich wie in Zeitlupe langsam neben Pettys Dodge. Die kleine Bodenwelle am Anfand der Zielgerade, hebt die Wagen aus den Federn, und sie berühren sich leicht. Beide Fahrer kämpfen um die Kontrolle ihrer Fahrzeuge, doch ohne Erfolg. Nach einem Kontakt mit der Mauer, schleudern sie in wilden Drehern auf den Rasen in Richtung Boxengasse. Im Gegensatz zu Pearson, ist Richard Pettys Motor verstummt, und wie betäubt verfolgen die Menschen auf den Tribünen, und den Fernsehern, Pearson und Petty in Daytona 1976 wie David Pearsons Mercury langsam über den Rasen zur Ziellinie humpelt. Mit zerbeulten Vorderwagen, Vorderrädern die in unterschiedliche Richtungen zeigen, der erstaunlichen Geschwindigkeit von 29, vielleicht auch 30 mph, bringt Pearson seinen Wagen unter einer wildgeschwenkten, karierten Flagge über die Ziellinie. Mit stotternden Motor wird Richard Petty von seiner Boxencrew auf den zweiten Platz über die Linie geschoben. David Pearson gewinnt zum ersten und einzigen Mal das Daytona 500. Richard Petty hat das Rennen 7 mal gewonnen, also…. Nein, bitte, fangt nicht wieder damit an.

published with permission of Dick Ralstin (Hey Dick, you’ve done a great job)